Erzählsalon „Handwerk erzählt“ in der Dachdeckerschule Lehesten

Jahr des Schiefers

Pressemitteilung der Rohnstock Biografien:

Am vergangenen Montag luden das Technische Denkmal Lehesten und das Berliner Unternehmen Rohnstock Biografien erneut Handwerker verschiedener Gewerke ein. In der traditionsreichen Dachdeckerschule Lehesten erzählten neun Handwerksmeister und Meisterschüler, begleitet von den Projektkoordinatorinnen Gina Donner und Janin Pisarek, von ihrem beruflichen Werdegang. Interessierte Besucher lauschten dem persönlichen Erfahrungsaustausch, in dem es auch um Potenziale und Möglichkeiten des Handwerks sowie den gegenwärtigen Herausforderungen ging – gespickt mit zahlreichen spannenden Anekdoten.
Genau diese persönlichen Geschichten helfen, mit falschen oder veralteten Vorstellungen aufzuräumen, um vielmehr die Attraktivität und Vielfalt des Handwerkes herauszustellen. Die einen berichteten leidenschaftlich und humorvoll von ihren aufregenden Wanderschaften durch die ganze Welt, so wie Udo Moritz, heute Dachdeckermeister und Ausbilder an der Dachdeckerschule Lehesten: „In Kuba war es zu heiß für das Dach, da habe ich mal in einer Tischlerei gelernt, im kalten Winter wiederum arbeitete ich lieber beim Heizungsbauer. Man hatte viele abgefahrene Jobs – so wurde ich auf Zypern auch plötzlich zum Klavierstimmer und zum Deutschlehrer auf einer Diplomatenschule.“ Weiter resümierte er: „Aber wenn man sich für etwas interessiert, kann man das auch lernen.“
Andere Handwerker berichteten von ihrer lebensgefährlichen Arbeit im Schieferbruch, wie der Hauer Bernd Adolph an einem Beispiel zeigte. Bei einem Einsturz im Schieferbruch verlor er zwei seiner Kollegen. Dennoch lieben die Erzähler ihre Arbeit bis heute. In ihren emotionalen Geschichten verschwiegen sie ihre begangenen Fehler und ihre jugendlichen Fehltritte nicht. Die harte Arbeit schweißte zusammen. Die Hierarchien waren klar. „Wir mussten früher alle Handlangerarbeiten machen“, berichtete der Schieferdachdecker Günther Grießhammer. Der heutige ehrenamtliche Geschäftsführer der Stiftung „Thüringischer Schieferpark Lehesten“ und gelernte Landmaschinen- und Traktorenschlosser Helmut Färber erzählte von seinen ersten Tagen im Schieferbruch. Sätze wie „Bei uns wird hart gearbeitet!“ gehörten genauso dazu, wie die Entdeckung, dass die Welt Untertage eine ganz andere ist.
Die Geschichten spiegelten die raue Herzlichkeit sowie die Kunstfertigkeit wider, die die verschiedenen Berufe den Handwerkern abverlangen. Klar wurde, dass es heute schwierig sei, motivierten Nachwuchs zu finden sowie Alt und Jung zusammenzubringen. Hier knüpft das Projekt an, das mit insgesamt 30 Erzählsalons in Sachsen und Thüringen Halt macht. Die gemeinschaftlich geteilten Erfahrungen werden von Autobiografen aufgeschrieben und in Broschüren sowie in zwei Büchern veröffentlicht und werden auch zum kostenlosen Download verfügbar sein. Das Erzählprojekt wird gefördert vom Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie.

Wer jetzt Lust hat, selbst zu erzählen oder zuzuhören, kann am Freitag, 13. Dezember 2019 zum dritten und vorerst letzten Erzählsalon nach Lehesten kommen, der um 16:00 Uhr im Seminar- und Tagungszentrum Schieferpark Lehesten seine Pforten öffnet. Interessierte Handwerker können sich an die Projektkoordinatorin Janin Pisarek: janin.pisarek@rohnstock-biografien.de | 0177 3945975 sowie an Michael Rahnfeld: projekt-schiefer-lehesten@gmx.de | 036653 26013 wenden.

Mehr Informationen zum Projekt sowie aktuelle Termine unter:

https://www.rohnstock-
biografien.de/neues-erzaehlprojekt-handwerk-erzaehlt-gestartet/

Anhänge
  • Der 2. Erzählsalon in der Dachdeckerschule Lehesten

  • Einst auf Wanderschaft - heute sesshaft. Ausbilder Udo Moritz berichtet von den vielen Wegen zum Handwerk

  • Dialog der Generationen zu Potentialen des Handwerks